Die RockTimer: Steve Braun
SteveNach über drei Jahren kommt jetzt endlich zusammen, was zusammen gehört. Nicht nur die Blueser unter Euch kennen diese berühmt-berüchtigten, legendenumwobenen Crossroads. Nicht, dass ich meine Seele verkauft hätte, aber - Ihr kennt das - Du musst Dich entscheiden, in welche Richtung Du gehen willst und stellst hinterher fest, dass es die falsche Entscheidung war. Anyway: Jetzt bin ich also bei RockTimes angekommen...
Musikalisch sozialisiert wurde ich in den Siebzigern, obwohl ich schon Jahre zuvor, aufgrund meiner musikalischen Ausbildung, begann, aufmerksam Musik zu hören. Eigentlich war ich ein klassischer 'Allesfresser': Southern-, Hard-, Prog- und im Besonderen auch Krautrock sorgten für abwechslungsreiche Kost. Eine interessante Entwicklung war schon damals absehbar: Ich schielte stets lieber 'über den großen Teich' und das ist heute noch so. Bands wie die Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd, Grateful Dead und Little Feat standen (und stehen) mir stets näher als
Led Zeppelin, The Who, Deep Purple oder Black Sabbath - bei aller Wertschätzung für die Letztgenannten. Nun gut: Cream, Blind Faith und Rory Gallagher seien ausdrücklich ausgenommen, aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich jede Regel.
Dann kam der große Break - die dunkle Dekade: die Achtziger. Da mich Heavy Metal, New Wave und Glam (lachhaft, diese Frisuren!) nicht ansprechen wollten, entdeckte ich neue, alte Musikformen wie den Blues oder Jazz Rock. Der wichtigste 'Impact' war für mich Stevie Ray Vaughan - die
Pat Metheny Group nicht zu vergessen.
In den Neunzigern zeigten sich wieder die ersten Lichtstrahlen am rabenschwarzen Horizont. Die Blueshelden früherer Jahrzehnte, wie John Lee Hooker oder Taj Mahal, feierten wieder großartige Erfolge mit ebensolchen Platten, inspirierten eine junge Generation von Bluesmusikern neu und - für mich noch wichtiger - der Southern Rock feierte seine Renaissance. Bands wie die
Screamin' Cheetah Wheelies, Laidlaw oder Little Caesar setzten gewaltige Duftmarken ab - Lynyrd Skynyrd und die ABB waren wieder da. Die wichtigste neue Band dieser Dekade war allerdings Gov't Mule und diese Liebesgeschichte wird wohl andauern, bis dass der Tod uns scheidet.
Dann schlug das Internet ein und 'demokratisierte' die Musikmärkte. Das verfilzte Monopol der zahn- und schwanzlosen Musikindustrie wurde durch neue Vertriebsformen aufgebrochen. Mit großer Befriedigung nehme ich heute zur Kenntnis, wie genau die Plattenfirmen, die 'meinen' Bands immer das Leben schwer gemacht haben, am Rande des Abgrundes balancieren. Die EMI wird gerade sturmreif geschossen und danach kommen die anderen an die Reihe...
Die Siebziger waren nur wenig mehr spannend als das neue Jahrtausend. Es herrscht eine stilistische Vielfalt, die zeitweise fast verwirrend wirkt. Einziger Malus ist, dass eigentlich alles schon einmal da war und neu aufgegossen werden muss. So mäandere ich munter zwischen
Spock's Beard, Queensrÿche, Joe Bonamassa, den Drive-by Truckers und Les Claypool hin und her... »...ick kann misch gar nich' entscheiden, et iss allet so schön bunt hier...«
Meine Heimatbasis wird bei aller rastloser Suche auch weiterhin der Southern Rock bleiben. Gerade hier gibt es zahlreiche, aufregende Bands zu vermelden, die das altersschwache Schlachtschiff Lynyrd Skynyrd schon längst geentert haben: Mit SwampDaWamp, Rebel Pride, Hogjaw und Blackberry Smoke seien exemplarisch die konstantesten Vertreter genannt. Ob dann das irrwitzige Trauerspiel um das neue (eigentlich alte) Album der Outlaws zu einem befriedigenden Ende geführt wird, ist da letztendlich nicht mehr wichtig.
Zehn Inselplatten? Saudumme Frage, mit zehn Alben käme ich niemals aus - es müssten schon eher zehn Container sein. So versuche ich mich 'mal an dem Unmöglichen - es sind auffallend viele Live-Scheiben dabei:
Allman Brothers "Live at Fillmore East"
Little Feat Waiting For Columbus
Lynyrd Skynyrd "One More From The Road"
Jethro Tull "Songs From The Wood" oder wahlweise "Heavy Horses"
Jackson Browne Running On Empty
Dixie Dregs "Dregs Of The Earth" und "Full Circle"
Pat Metheny Group "Travels"
Stevie Ray Vaughan "Texas Flood"
John Campbell "One Believer" und "Howlin' Mercy"
Rob Tognoni "Shakin' The Devils Hand"
Gov't Mule "Live With A Little Help From Our Friends (Collectors Edition)", "Life Before Insanity", The Deepest End sowie "By A Thread"
Tishamingo The Point
Das ist das Minimum - weniger geht nicht!!!
Einfacher, weil eindeutiger, sieht es bei den Konzerten aus:
Lynyrd Skynyrd, Frankfurt 1975
Dixie Dregs, CH-Montreux (Jazz-Festival) 1978
ZZ Top, Köln 1980
Stevie Ray Vaughan, Köln 1984
Allman Brothers Band, F-Paris 1991
Doc Holliday & Lizard, Horb/Neckar 2001
Derek Trucks Band, Saarbrücken 2007
Rodgau Monotones, Hanau (30. Geburtstag) 2008
Dickey Betts & Great Southern, Freiburg 2008
Gov't Mule, B-Limbourg 2010
Blackfoot/Moderate Pace in Frankfurt/Main 2011
Der Panik-Präsident - Unser Udo bei der Panik-Premiere in Mannheim 2012
und viele Nächte mit Rob Tognoni und Walter Trout.
Apropos Konzerte: Am 1. März 2010 wurde ich bei der Show Lynyrd Skynyrds in Karlsruhe 'geadelt'. Seitdem gehöre ich zum elitären Kreis der Tinnitus-Rocker. Ich möchte nicht behaupten, mich mit diesem Dauerton bis dato in irgendeiner Form arrangiert zu haben. Im Gegenteil - sehr oft verspüre ich einfach nur noch das Bedürfnis nach Ruhe und das Musikhören wird zur Qual. Deshalb meine Empfehlung an alle, auch wenn es uncool ist: live NIE ohne Ohren-Tampons.
Keep it real - keep it southern
Steve